Warum ein Freiwilligendienst in einem Land des globalen Südens ?
Die Gründe die meine Motivation für einen Freiwilligendienst dieser Art ausmachen sind vielfältig. An dieser Stelle möchte ich versuchen dir meine Beweggründe, sowie meine Erwartungen an das Jahr in Tansania etwas näher zu bringen.
Kulturelles Interesse
Schon seit langem interessiere ich mich für andersartige Kulturen und Lebensweisen. Durch meinen Freiwilligendienst möchte ich einen (oder auch mehrere) Blicke über meinen eigenen Tellerrand werfen und die tansanische Kultur unverfälscht kennen lernen, also ohne den allgegenwärtigen Filter der Medien oder die "rosarote Touri-Brille". Ich will Land, Leute und Leben (Hoho, Alliteration!) dort wirklich hautnah erleben und einfach erfahren wie das Leben, abseits von dem Gewohnten, noch sein kann. Manchmal bin ich genervt von der stoffeligen und nörglerischen Art mancher Leute hier. Oft wird gejammert obwohl es den meisten Menschen in Deutschland vergleichsweise wirklich gut geht! Auch deshalb will ich einmal rauskommen und eine andere Mentalität und Lebenseinstellung kennen lernen. Mh... Ich denke "kulturelles Interesse" ist weitgehend selbsterklärend.
Vorurteile abbauen
In den letzten Jahren habe ich mehrmals erlebt, dass nicht eben wenige Menschen hier eine sehr einseitige Vorstellung von Afrika haben.
Besonders krass ist mir das aufgefallen, als wir in der Schule einmal ein Mindmap zu dem Stichwort "Afrika" erstellt haben; am Ende dominierten ausschließlich Begriffe wie "AIDS", "Armut", "schlechte Bildung", "Kriege", "Rückständigkeit", "Krankheiten", etc. die Tafel.
Klar, viele dieser Probleme sind real und setzen einigen Staaten Afrikas schwer zu. Trotzdem halte ich eine derartige Pauschalisierung für einen ganzen Kontinent für zu kurz gedacht und sehr undifferenziert. Ganz abgesehen davon gibt es unheimlich viele positive Aspekte, die sich ins Feld führen lassen: Ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, ausgeprägtere Kontaktfreudigkeit und Offenheit, vllt. auch die Betonung ganz anderer Werte, die bei uns schon lange vergessen sind und natürlich auch einige offensichtlichere Dinge wie z.B. die Kultur und Flora & Fauna; all das sind Facetten des Großen und Ganzen, die man meiner Meinung nach nicht einfach unter den Tisch kehren darf. Leider ist es schwer überzeugend zu argumentieren, wenn man selbst nie dort war und meine reine Vorstellung oder die Reiseberichte anderer sind mir dann wirklich zu vage.
Auf jeden Fall möchte ich nach meiner Rückkehr aktiv werden und dazu beitragen in Deutschland verbreitete Stereotypen abzubauen und erzählen wie ich Afrika erlebt habe. Im Grunde geschieht das ja bereits während meiner Zeit dort durch meinen Blog, der allen Interessierten Erfahrungen aus erster Hand zugänglich macht.
Natürlich geht es mir aber auch darum Vorurteile auf der "anderen Seite" abzubauen, denn auch das Bild der Tansanier von 'uns' ist oftmals verzerrt. Kollektivdenken ist dort weit verbreitet, weiße Hautfarbe gilt automatisch als Indikator für unermesslichen Reichtum und oft werden den "wazungu" Egoismus und eine pessimistische und introvertierte Grundhaltung etc. zum Vorwurf gemacht. Ich möchte, zumindest partiell, dazu beitragen auf ein beiden Seiten eine reflektiertere Vorstellung der jeweils anderen Kultur zu schaffen.
Arbeit im sozialen Bereich
In den letzten Jahren war ich bei verschiedenen sozial engagierten Einrichtungen tätig. Sei es z.B. die Arbeit als Freizeitbetreuer und Co-Trainer im Sportverein, Tätigkeiten bei der Sportjugend, Praktika im Kindergarten oder eben jetzt bei den Westpfalzwerkstätten:
Die gesellschaftlichen Zielgruppen dieser Organisationen mögen sich unterscheiden, was jedoch alle gemeinsam haben ist die Tatsache, dass mir die Arbeit dort immer viel Spaß gemacht hat, bzw. dies bis heute tut.
Allein schon weil der Kontakt mit Menschen immer unheimlich interessant und erfahrungsreich ist und man für seinen Einsatz auch meistens echt viel zurückbekommt kam ein FSJ oder ähnliches in diesem Bereich von Anfang an in Frage.
Sich selbst Kennenlernen
Als Freiwilliger in Tansania wird man mit unzähligen neuen Situationen konfrontiert und macht Erfahrungen, an die man im Alltag hier nichteinmal denken würde (zumindest nach dem was man so hört). Manche sagen so ein Freiwilligendienst zeigt oftmals die eigenen Grenzen auf.
Irgendwie glaube ich dem, auch wenn ich mir das noch nicht explizit anhand von Beispielsituationen vorstellen kann. Vllt. wenn man irgendwann einmal durch ein Elendsviertel läuft und sieht wie schlecht es manchen Leuten wirklich geht..(?) Oder wenn man sieht wie Kinder geschlagen werden,
weil so etwas immer noch als normale Erziehungsmethode gilt und man selbst machtlos ist das zu verhindern..(?)
Ich weiß es wirklich nicht, doch ich glaube wirklich, dass man einiges erlebt, dass einen über sich selbst nachdenken lässt und man am Ende als veränderter Mensch zurückkommt.
Und natürlich lernt man dort nicht nur das fremde Land, die fremde Kultur kennen, sondern auch das eigene Land, die eigene Kultur und sich selbst.
Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel um zu sehen wo man selbst steht. Vieles was für mich hier ganz alltäglich oder normal ist mag dort verpönt, fremd oder außergewöhnlich sein. Ich denke der Kontrast zwischen den beiden Kulturen lässt vieles hier in Deutschland in einem anderen Licht erscheinen: in Bezug auf Mentalität, Gesellschaft, Ökonomie, Konsumgewohnheiten und was weiß ich...
Einiges werde ich wahrscheinlich erst dadurch richtig zu schätzen lernen, anderes womöglich kritischer betrachten.
...Einige Gedanken... Selbstreflexion...
Meine Motivation für einen Freiwilligendienst in Ostafrika fußt nicht auf irgendeiner Art von verkorkstem Sendungsbewusstsein oder einer fixen gutmenschentümlichen Idee nach dem Motto "Ich fahre nach Afrika um den armen Menschen dort zu helfen und wenn ich fertig bin ist alles besser. Tüdelü."... Das ist überspitzt ausgedrückt, aber mir liegt viel daran, dass klipp und klar ist, dass dies nicht meine Intention ist.
Natürlich hoffe ich durch meine Arbeit dazu beizutragen, einigen benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine ordentliche Bildung und bessere Perspektiven für ihr späteres Leben zu ermöglichen. Doch ich will nicht so vermessen sein davon auszugehen, dass ich als fachlich unausgebildeter Abiturient in ein fremdes Land einfallen und dort signifikante Veränderungen anstoßen kann, angesichts von Problemen, die derart komplex sind, dass sich Ökonomen und sonstige Experten aus aller Welt seit Jahrzehnten die Zähne daran ausbeißen.
Ich mache das auch nicht um mein Gewissen zu beruhigen und dann hinterher sagen zu können "Ich war in Afrika und habe geholfen und du nicht und deshalb bin ich cool und du bist scheiße." Überspitzt ausgedrückt.
Warum ich das so detailliert ausführe? Das Weltwärts-Programm hat nicht nur Befürworter, sondern auch eine gebürtige Anzahl an Kritikern, deren Kritik ich auch für nicht ganz unberechtigt halte. Natürlich kann ein frisch gebackener Abiturient nicht die selbe Leistung erbringen wie ein geschulter und jahrelang erfahrener Entwicklungshelfer. Doch darum geht es auch nicht bei dem Weltwärts-Programm. Weltwärts versteht sich explizit als Lerndienst und so verstehe ich es auch. Es geht darum, globale Zusammenhänge besser verstehen zu lernen, zu erkennen, dass wir weltweit voneinander lernen können, andere Kulturen kennen und schätzen zu lernen und Erfahrungen zu machen, die uns Freiwillige und unser Umfeld unglaublich prägen und die dafür sorgen in der breiten Masse ein nachhaltigeres Bewusstsein für die Probleme von "Entwicklungsländern" zu schaffen.
Kulturelles Interesse
Schon seit langem interessiere ich mich für andersartige Kulturen und Lebensweisen. Durch meinen Freiwilligendienst möchte ich einen (oder auch mehrere) Blicke über meinen eigenen Tellerrand werfen und die tansanische Kultur unverfälscht kennen lernen, also ohne den allgegenwärtigen Filter der Medien oder die "rosarote Touri-Brille". Ich will Land, Leute und Leben (Hoho, Alliteration!) dort wirklich hautnah erleben und einfach erfahren wie das Leben, abseits von dem Gewohnten, noch sein kann. Manchmal bin ich genervt von der stoffeligen und nörglerischen Art mancher Leute hier. Oft wird gejammert obwohl es den meisten Menschen in Deutschland vergleichsweise wirklich gut geht! Auch deshalb will ich einmal rauskommen und eine andere Mentalität und Lebenseinstellung kennen lernen. Mh... Ich denke "kulturelles Interesse" ist weitgehend selbsterklärend.
Vorurteile abbauen
In den letzten Jahren habe ich mehrmals erlebt, dass nicht eben wenige Menschen hier eine sehr einseitige Vorstellung von Afrika haben.
Besonders krass ist mir das aufgefallen, als wir in der Schule einmal ein Mindmap zu dem Stichwort "Afrika" erstellt haben; am Ende dominierten ausschließlich Begriffe wie "AIDS", "Armut", "schlechte Bildung", "Kriege", "Rückständigkeit", "Krankheiten", etc. die Tafel.
Klar, viele dieser Probleme sind real und setzen einigen Staaten Afrikas schwer zu. Trotzdem halte ich eine derartige Pauschalisierung für einen ganzen Kontinent für zu kurz gedacht und sehr undifferenziert. Ganz abgesehen davon gibt es unheimlich viele positive Aspekte, die sich ins Feld führen lassen: Ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, ausgeprägtere Kontaktfreudigkeit und Offenheit, vllt. auch die Betonung ganz anderer Werte, die bei uns schon lange vergessen sind und natürlich auch einige offensichtlichere Dinge wie z.B. die Kultur und Flora & Fauna; all das sind Facetten des Großen und Ganzen, die man meiner Meinung nach nicht einfach unter den Tisch kehren darf. Leider ist es schwer überzeugend zu argumentieren, wenn man selbst nie dort war und meine reine Vorstellung oder die Reiseberichte anderer sind mir dann wirklich zu vage.
Auf jeden Fall möchte ich nach meiner Rückkehr aktiv werden und dazu beitragen in Deutschland verbreitete Stereotypen abzubauen und erzählen wie ich Afrika erlebt habe. Im Grunde geschieht das ja bereits während meiner Zeit dort durch meinen Blog, der allen Interessierten Erfahrungen aus erster Hand zugänglich macht.
Natürlich geht es mir aber auch darum Vorurteile auf der "anderen Seite" abzubauen, denn auch das Bild der Tansanier von 'uns' ist oftmals verzerrt. Kollektivdenken ist dort weit verbreitet, weiße Hautfarbe gilt automatisch als Indikator für unermesslichen Reichtum und oft werden den "wazungu" Egoismus und eine pessimistische und introvertierte Grundhaltung etc. zum Vorwurf gemacht. Ich möchte, zumindest partiell, dazu beitragen auf ein beiden Seiten eine reflektiertere Vorstellung der jeweils anderen Kultur zu schaffen.
Arbeit im sozialen Bereich
In den letzten Jahren war ich bei verschiedenen sozial engagierten Einrichtungen tätig. Sei es z.B. die Arbeit als Freizeitbetreuer und Co-Trainer im Sportverein, Tätigkeiten bei der Sportjugend, Praktika im Kindergarten oder eben jetzt bei den Westpfalzwerkstätten:
Die gesellschaftlichen Zielgruppen dieser Organisationen mögen sich unterscheiden, was jedoch alle gemeinsam haben ist die Tatsache, dass mir die Arbeit dort immer viel Spaß gemacht hat, bzw. dies bis heute tut.
Allein schon weil der Kontakt mit Menschen immer unheimlich interessant und erfahrungsreich ist und man für seinen Einsatz auch meistens echt viel zurückbekommt kam ein FSJ oder ähnliches in diesem Bereich von Anfang an in Frage.
Sich selbst Kennenlernen
Als Freiwilliger in Tansania wird man mit unzähligen neuen Situationen konfrontiert und macht Erfahrungen, an die man im Alltag hier nichteinmal denken würde (zumindest nach dem was man so hört). Manche sagen so ein Freiwilligendienst zeigt oftmals die eigenen Grenzen auf.
Irgendwie glaube ich dem, auch wenn ich mir das noch nicht explizit anhand von Beispielsituationen vorstellen kann. Vllt. wenn man irgendwann einmal durch ein Elendsviertel läuft und sieht wie schlecht es manchen Leuten wirklich geht..(?) Oder wenn man sieht wie Kinder geschlagen werden,
weil so etwas immer noch als normale Erziehungsmethode gilt und man selbst machtlos ist das zu verhindern..(?)
Ich weiß es wirklich nicht, doch ich glaube wirklich, dass man einiges erlebt, dass einen über sich selbst nachdenken lässt und man am Ende als veränderter Mensch zurückkommt.
Und natürlich lernt man dort nicht nur das fremde Land, die fremde Kultur kennen, sondern auch das eigene Land, die eigene Kultur und sich selbst.
Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel um zu sehen wo man selbst steht. Vieles was für mich hier ganz alltäglich oder normal ist mag dort verpönt, fremd oder außergewöhnlich sein. Ich denke der Kontrast zwischen den beiden Kulturen lässt vieles hier in Deutschland in einem anderen Licht erscheinen: in Bezug auf Mentalität, Gesellschaft, Ökonomie, Konsumgewohnheiten und was weiß ich...
Einiges werde ich wahrscheinlich erst dadurch richtig zu schätzen lernen, anderes womöglich kritischer betrachten.
...Einige Gedanken... Selbstreflexion...
Meine Motivation für einen Freiwilligendienst in Ostafrika fußt nicht auf irgendeiner Art von verkorkstem Sendungsbewusstsein oder einer fixen gutmenschentümlichen Idee nach dem Motto "Ich fahre nach Afrika um den armen Menschen dort zu helfen und wenn ich fertig bin ist alles besser. Tüdelü."... Das ist überspitzt ausgedrückt, aber mir liegt viel daran, dass klipp und klar ist, dass dies nicht meine Intention ist.
Natürlich hoffe ich durch meine Arbeit dazu beizutragen, einigen benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine ordentliche Bildung und bessere Perspektiven für ihr späteres Leben zu ermöglichen. Doch ich will nicht so vermessen sein davon auszugehen, dass ich als fachlich unausgebildeter Abiturient in ein fremdes Land einfallen und dort signifikante Veränderungen anstoßen kann, angesichts von Problemen, die derart komplex sind, dass sich Ökonomen und sonstige Experten aus aller Welt seit Jahrzehnten die Zähne daran ausbeißen.
Ich mache das auch nicht um mein Gewissen zu beruhigen und dann hinterher sagen zu können "Ich war in Afrika und habe geholfen und du nicht und deshalb bin ich cool und du bist scheiße." Überspitzt ausgedrückt.
Warum ich das so detailliert ausführe? Das Weltwärts-Programm hat nicht nur Befürworter, sondern auch eine gebürtige Anzahl an Kritikern, deren Kritik ich auch für nicht ganz unberechtigt halte. Natürlich kann ein frisch gebackener Abiturient nicht die selbe Leistung erbringen wie ein geschulter und jahrelang erfahrener Entwicklungshelfer. Doch darum geht es auch nicht bei dem Weltwärts-Programm. Weltwärts versteht sich explizit als Lerndienst und so verstehe ich es auch. Es geht darum, globale Zusammenhänge besser verstehen zu lernen, zu erkennen, dass wir weltweit voneinander lernen können, andere Kulturen kennen und schätzen zu lernen und Erfahrungen zu machen, die uns Freiwillige und unser Umfeld unglaublich prägen und die dafür sorgen in der breiten Masse ein nachhaltigeres Bewusstsein für die Probleme von "Entwicklungsländern" zu schaffen.